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Ursachen für Hitzestress bei Kühen

Hitzestress führt bei Kühen zu körperlichen Problemen, die durch einen Anstieg der Körpertemperatur verursacht werden. Hohe Umgebungstemperaturen und Luftfeuchtigkeit können dazu führen, dass Kühe ihre Körperwärme nicht abführen können und so überhitzen.

Kühe schwitzen nicht effektiv und sind auf die Atmung angewiesen, um sich zu kühlen. Darüber hinaus erzeugt der Gärungsprozess im Pansen zusätzliche Wärme, die abgeführt werden muss.

Erhöhte Fettablagerungen verhindern, dass Rinder ihre Wärme effektiv regulieren können, was überkonditionierte Tiere anfälliger macht. Sonnige Sommertage auf der Weide ohne Schatten (Sonneneinstrahlung) können zum Tod durch Hitzestress führen.

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Hitzestress: erste Warnhinweise

Das erste Anzeichen für Hitzestress ist ein verändertes Verhalten der Kühe: Sie strengen sich mehr an, um ihre Körpertemperatur zu senken und/oder sich nicht zu erhitzen. Mit anderen Worten, diese Kühe verbringen mehr Zeit mit Stehen und Atmen (Hecheln) und weniger Zeit mit Fressen.
Je nach Betriebssituation suchen die Kühe nach kühlen und schattigeren Plätze mit einer besseren Frischluftzufuhr.

Kühe unter Hitzestress
[Foto: Hitzestress im Stehen] Bei hohen Umgebungstemperaturen stehen die Kühe lieber, um besser atmen zu können und mehr Körperoberfläche der Belüftung auszusetzen.

Hitzestress hat deutliche Auswirkungen auf Gesundheit und Milchproduktion

Hitzestress hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Kühe:

  1. Geringere Widerstandsfähigkeit: In einer Herde mit Hitzestress treten mehr Fälle von klinischer Mastitis auf, und die Zahl der somatischen Zellen (ZZ-Wert) in der Milch ist höher.
    =>Messung des ZZ-Werts
  2. Mehr Klauenprobleme: Je mehr die Rinder stehen, desto höher ist das Risiko von Sohlenblutungen und -geschwüren.
  3. Geringere Fruchtbarkeit: Hitzestress führt auch zu niedrigeren Trächtigkeitsraten und insgesamt zu einer geringeren Fruchtbarkeit.
    Geringere Futteraufnahme: Diese wirkt sich wahrscheinlich am stärksten in der Trockenstehzeit und in der Transitphase aus. Zusätzlich kann dies einen zeitverzögerten Effekt haben, z. B. eine geringere Fruchtbarkeit.
  4. Verstärktes Auftreten von Pansenazidose: Aufgrund der geringeren Futteraufnahme, der geringeren Speichelproduktion und der geringeren Pufferkapazität der Pansenflüssigkeit besteht ein erhöhtes Risiko von Pansenazidose. Dies führt zu einer geringeren Milchproduktion und mehr Gesundheitsproblemen. Hitzestress führt verstärkt zu Mastitis, einem höheren ZZ-Wert und einer geringeren Milchproduktion. Außerdem verringert sich die Fruchtbarkeit und das Risiko von Klauenproblemen steigt.

Kühe mit hoher Milchleistung sind zuerst betroffen

Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Milchproduktion und der Anfälligkeit für Hitzestress: Kühe mit einer höheren Milchproduktion leiden bereits bei niedrigeren Umgebungstemperaturen unter Hitzestress. Das liegt daran, dass die Verdauung des Futters Wärme erzeugt, und je höher die Milchproduktion ist, desto höher ist auch die Wärmeproduktion.

  • Kleinere Kühe z. B. Kühe der Rasse Jersey sind widerstandsfähiger gegen Hitzestress ebenso wie Kühe mit kurzem Haarkleid und anderen genetischen Vorteilen (z. B. “Slick-Gen”).
  • Kühe mit hoher Milchleistung sind in der ersten Risikogruppe für die Entwicklung von Hitzestress, während zur zweiten Gruppe trockenstehende Kühe und Transitkühe gehören.

Der Wartebereich vor dem Melkstand ist der erste Ort, an dem Hitzestress auftritt.

Eine Hitzewelle ist nicht nötig: 20 °C können ausreichen

Je nach relativer Luftfeuchtigkeit kann Hitzestress bereits bei Temperaturen von 20 °C eintreten. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % können Kühe zum Beispiel bereits bei 23 °C Stress empfinden.
Diese Zahlen werden jedoch möglicherweise unterschätzt, und neuere Forschungen zeigen, dass Milchkühe bereits bei noch niedrigeren Temperaturen ein verändertes Verhalten zeigen können – sie verbringen weniger Zeit mit Fressen und mehr Zeit mit Stehen.
Diese Forscher schlagen auch vor, dass in maritimen Klimazonen die Tagestemperatur als Indikator für Schwellenwerte zum Umgang mit Hitzestress verwendet werden kann, während in kontinentalen Klimazonen der Temperatur-Feuchtigkeitsindex Standard ist. In maritimen Klimazonen ist die Luftfeuchtigkeit meist hoch und schwankt kaum, im Gegensatz zu kontinentalen Klimazonen, wo sie niedrig und variabel sein kann.
Angesichts des Klimawandels und des allgemeinen Trends zu einer höheren Milchleistung in der gesamten Milchwirtschaft wird Hitzestress-Management in Zukunft in immer mehr Regionen der Welt an Bedeutung gewinnen.

Der 5-Punkte-Plan gegen Hitzestress

Hitzestress-Management erfordert einen strukturierten Ansatz mit spezifischen Indikatoren.
Der 5-Punkte-Aktionsplan für Milchviehhalter, Tierärzte und andere Berater bietet einen Überblick über Messungen und Maßnahmen, die sowohl in Vorbereitung auf die warmen Perioden als auch nach deren Beginn zu ergreifen sind. Er gilt für Gebiete mit maritimem Klima, in denen die Luftfeuchtigkeit normalerweise hoch ist.

Er basiert auf dem von Vetvice entwickelten 21-Grad-Aktionsplan. Warum 21 Grad? Im Allgemeinen sollte in gut belüfteten Ställen eine Reduzierung des Hitzestresses ab einer Außentemperatur von 21 ̊C in Betracht gezogen werden. In Ställen mit unzureichender natürlicher Belüftung sollten mechanische Ventilatoren ab Tagestemperaturen von 15° bis 17° C eingeschaltet werden.

Und wie bei den meisten Maßnahmen gilt auch hier: Vorbeugen ist besser als heilen. Wenn die Tiere Ihrer Kunden in diesem Jahr unter Hitzestress gelitten haben, wird dies wahrscheinlich auch im nächsten Jahr der Fall sein.

Der 5-Punkte-Aktionsplan zur Bewältigung und Reduzierung von Hitzestress bei Kühen:

  1. Gute Belüftung sicherstellen
  2. Ausreichende Trinkwasserversorgung sicherstellen
  3. Fütterung anpassen
  4. Weidemanagement berücksichtigen
  5. Aufstallung und andere Maßnahmen überprüfen

1. 1. Gute Belüftung sicherstellen

Die Belüftung senkt die Schwelle, ab der Hitzestress Auswirkungen haben kann. Der Luftstrom ist für die Kühe sehr wichtig, um sich selbst abzukühlen. Hitzestress-Management beginnt mit einer ausgezeichneten, mechanisch unterstützten Stallbelüftung in allen Bereichen, in denen die Kühe zusammen stehen oder ruhen.

Die natürliche Luftbewegung ist eine hervorragende Grundlage, aber eine mechanische Unterstützung ist dennoch erforderlich. Es gibt keinen Betrieb, in dem eine natürliche Belüftung ausreicht, um den Hitzestress an Tagen zu reduzieren, an denen die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit die Stressschwelle überschreiten, insbesondere an windstillen Tagen. Eine mechanische Belüftung ist in Bereichen erforderlich, in denen die natürliche Belüftung nicht ausreicht, z. B. in Wartebereichen vor dem Melkstand und in Ruhebereichen.

Die erste Maßnahme zur Vorbeugung von Hitzestress ist die Schaffung eines Luftstroms mit mechanischen Ventilatoren.
Kontrollieren Sie alle Bereiche im Stall, einschließlich der Wartebereiche, des Melkstandes, des Trockenstehbereichs und der Liegebereiche der Milchkühe.

Folgende Faustregel gilt: Die gesamte Luft im Stall sollte 1x pro Minute und in breiten Ställen mit vielen Kühen pro Querschnitt (> 6 Kühe) 1,5 x vollständig durch Frischluft ersetzt werden. Für einen 6-reihigen Stall von 35 m Breite erfordert dies eine minimale Luftgeschwindigkeit von 0,6 m/s.
Entspricht dies nicht den Normen, sind zusätzliche Ventilatoren erforderlich, einschließlich eines automatischen Systems zur Regulierung der Ventilatoren je nach Umgebungstemperatur.
a. Ab ≥ 20-25 ˚ C: Am Fressgitter als auch im Liegebereich sollten Sie eine Luftgeschwindigkeit von 2 m/s erreichen. Wenn Sie eine Wahl treffen müssen, kümmern Sie sich zuerst um den Wartebereich, wo die Kühe oft dicht beieinander stehen.

b. Ab ≥ 28-30 ˚ C: Kühlen Sie die Kühe ab, indem Sie sie beregnen und Sie zusätzlich mit Ventilatoren für ausreichend Luftgeschwindigkeit sorgen: Vernebelungsanlagen sind am Fressgitter und/oder in speziellen Bereichen, wie dem Wartebereich, empfehlenswert.

c. Ab ≥ 32-35 °C: Kühlen Sie die Luft in den Ställen.
Denken Sie auch daran, Hindernisse wie Bäume und Sträucher rund um den Stall zu entfernen, die eine natürliche Belüftung beeinträchtigen.

Kühe unter dem Ventilator
[Foto: Kühe unter dem Ventilator] Kühe suchen sich den optimal belüfteten Ort.

2. Ausreichende Trinkwasserversorgung sicherstellen

  • Sowohl auf der Weide als auch im Stall sollte reichlich Trinkwasser zur Verfügung stehen. An einem heißen Tag trinkt eine milchgebende Kuh mehr als 125 L Wasser, eine trockenstehende Kuh mehr als 65 L.
  • Das Wasser sollte frisch, sauber (Keimzahl!) und wohlschmeckend sein. Die optimale Temperatur des Trinkwassers liegt bei 17 °C. Der Fluss und die Sauberkeit des Wassers sollten mehrmals täglich kontrolliert werden.
  • Die Tränken sollten sauber und für alle Tiere leicht und sicher zugänglich sein, also mindestens 2 pro Gruppe, gut verteilt, mit kurzen und sicheren Zugangswegen. Die Tiere sollten sich sicher fühlen, wenn sie dort stehen. Größe und Lage der Tränkplätze, sowie der Wasserfluss sollten 15 % der Kühe gleichzeitig versorgen können (Jungtiere 10 %). Sie sollten in der Lage sein, innerhalb von 60 Sekunden 20 L zu trinken.
Hitzestress bei Kühen an der Tränke
[Foto: Hitzestress bei Kühen an der Tränke] Kühe drängen sich um die Tränke

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3. Fütterung anpassen

  • Fügen Sie dem Futter hochverdauliche Energiequellen zu. Mit dem Anstieg der Atemfrequenz und dem Hecheln bei Hitzestress steigt auch der Energiebedarf. Es ist sehr wichtig, den Milchkühen bei der Regulierung ihrer Körpertemperatur zu helfen, um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten.
  • Verhindern Sie die Nachgärung. Denken Sie daran, dass höhere Umgebungstemperaturen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich die Rationen erwärmen und verderben, insbesondere wenn die Futteraufnahme sinkt. Das Futter sollte im Schatten liegen.
  • Füttern Sie das Vieh vorzugsweise am Abend, bei Bedarf zweimal täglich. Milchkühe fressen in der Nacht bei kühleren Temperaturen mehr.
  • Zugabe von Säuerungsmitteln für bessere Schmackhaftigkeit und geringere Nachgärung.

4. Weidemanagement berücksichtigen

  • Sorgen Sie für ausreichend schattige Ruheplätze.
  • Lassen Sie die Kühe während der Nacht auf der Weide, wenn die Temperaturen kühler sind.
  • Sorgen Sie auch auf der Weide für eine ausreichende Trinkwasserversorgung: Mindestens 10 % der Kühe sollten gleichzeitig trinken können.

5. Behausung und andere Maßnahmen überprüfen

  • Bauen Sie weiße und breite Dächer oder verwenden Sie andere helle Farben, um die Sonneneinstrahlung zu reflektieren und Schatten zu spenden. Sorgen Sie für Schatten, verhindern Sie direkte Sonneneinstrahlung an Stellen, wo sich Kühe aufhalten, und vermeiden Sie die Abstrahlung warmer Konstruktionen von großen Betonflächen in Stallnähe.
  • Sorgen Sie dafür, dass sich die Kühe nicht zusammendrängen oder zu eng stehen. Voraussetzung dafür ist, dass viele Bereiche im Stall gleichermaßen kühl und angenehm sein müssen.
  • Vermeiden Sie Stress und Bewegung (Melken, Füttern) zur heißesten Zeit des Tages, verlegen Sie diese Aktivitäten so weit wie möglich in kühlere Stunden.
  • Wenn Sie Kühe mit Wasser kühlen, achten Sie darauf, dass die Euter trocken bleiben!
    Lassen Sie sich von einem Experten über die Belüftung und mögliche Anpassungen für den Betrieb beraten.